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01.07.2022 Evangelische Heimstiftung Pfalz schließt Suchtkliniken Pfälzerwald und Landau zum 1. Oktober
Rehabilitationszentrum am Donnersberg in Kirchheimbolanden wird gestärkt
Die Evangelische Heimstiftung Pfalz wird zum 1. Oktober 2022 den Betrieb der beiden Fachkliniken für Suchterkrankungen in Hermersbergerhof und Landau einstellen.
„Auch wenn wir unseren Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit die geplante Schließung der Fachklinik Pfälzerwald bereits 2015 mitgeteilt haben, bedauern wir, dass wir uns nun tatsächlich hier wie in Landau aus der Rehabilitation Suchtkranker zurückziehen müssen. Aufgrund der geringen Größe dieser beiden Kliniken, die Fachklinik Pfälzerwald verfügt über 34 Vertragsbetten und die Fachklinik Landau über 30 Vertragsbetten, konnten die kontinuierlich steigenden Anforderungen der Kostenträger an Qualität und Struktur seit Jahren nur noch unter größten Anstrengungen sichergestellt werden. Entsprechend konnten beide Kliniken in den letzten 10 Jahren nicht mehr wirtschaftlich geführt werden.“, begründet Ralph Moog, Vorstand Kliniken und Finanzen der Evangelischen Heimstiftung Pfalz, die Entscheidung. „Zudem befinden sich die Klinikbetten fast vollständig in Doppelzimmern, was die Belegung erschwert, weil dies kaum mehr den Wünschen der Patienten entspricht.“, so Moog weiter.
Die dritte Fachklinik der Evangelischen Heimstiftung Pfalz, das Rehabilitationszentrum am Donnersberg in Kirchheimbolanden, wird hingegen weiter betrieben. Diese Einrichtung ist mit 72 Vertragsbetten in einer deutlich besseren Ausgangslage. „Wir wollen uns auf die Suchtrehabilitation in Kirchheimbolanden konzentrieren und die dort vorhandenen freien Kapazitäten auslasten.“, sagt Moog.
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„Die Klinikmitarbeitenden und wir als Vorstände haben in den vergangenen Jahren intensiv daran gearbeitet, die Angebote der beiden Kliniken zukunftsfähig zu machen und die Versorgung der Patienten trotz der Verluste aufrechterhalten.“, berichtet Moog. Auch wurden verschiedene Sanierungsansätze verfolgt. „Unter anderem haben wir Bettenausweitungen geprüft, die aufgrund der fehlenden Expansionsflächen in Landau und der nicht wettbewerbsfähigen Lage in Hermersbergerhof aber verworfen werden mussten.“, so Moog weiter.
Zudem wurde die Zusammenführung beider Einrichtungen in einem Klinikneubau bewertet. „Um organisatorisch und wirtschaftlich tragfähig zu sein, muss ein Neubau über mindestens 100 bis 120 Betten verfügen.“, erklärt Moog. Diese Größenordnung hätte Investitionen in Höhe von deutlich mehr als 20 Mio. Euro notwendig gemacht. „Dafür ergab sich aber kein wirtschaftlich tragfähiges Szenario, zumal der Heimstiftung keine zusätzlichen Mittel, zum Beispiel aus Kirchensteuern, zur Verfügung stehen.“ Außerdem betreibe die Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz in Eußerthal eine modernisierte Klinik mit 145 Einzelzimmern. So seien die regionalen wie die bundesweiten Kapazitäten in der Suchtrehabilitation glücklicherweise mehr als ausreichend, meint Moog.
„Wichtig ist es uns jetzt, wie es für die uns anvertrauten Menschen weitergeht“, betont Moog. Alle Patienten der Fachklinik Landau können regulär zu Ende behandelt werden. Den 19 Patienten der Fachklinik Pfälzerwald wird, in Absprache mit den Kostenträgern, eine Weiterbehandlung im Rehabilitationszentrum am Donnersberg angeboten. „Gemäß unserem diakonischen Auftrag ist es für uns als Verantwortliche von übergeordneter Bedeutung, dass die Menschen, die bei uns behandelt werden, nicht unversorgt sind oder zukünftig unversorgt bleiben.“ so Moog weiter.
Der Stiftungsratsvorsitzende Manfred Sutter bedauert, dass eine Schließung der beiden Suchtkliniken wegen der Sachzwänge unausweichlich ist. „Selbst wenn wir die Suchtrehabilitation nicht gänzlich aufgeben, ist die Schließung der zwei Standorte schmerzhaft. Die Heimstiftung ist und bleibt mit ihrer Arbeit, auch in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe und mit Menschen mit Behinderungen, ein Schatz unserer Landeskirche.“ Sutter, der als Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Pfalz für alle Diakoniefragen zuständig ist, ergänzt: „Gerade als kirchliche Stiftung liegt uns der Umgang mit den uns anvertrauten Menschen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Kliniken besonders am Herzen. Deshalb ist es mir persönlich wichtig, dass keine Versorgungslücke entsteht und genügend Rehabilitationsplätze vorhanden sind. Genauso wichtig ist mir, dass alle Beschäftigten ein angemessenes Arbeitsplatzangebot erhalten und weiter in der Heimstiftung beschäftigt bleiben können. Ich kenne die Heimstiftung sehr lange und gut und weiß, dass die nun anstehenden Schritte verantwortungsvoll angegangen werden.“
Der Vorstand für operative Betriebe und Personal, Michael Beck, berichtet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Suchtkliniken seien heute bei einer gemeinsamen Betriebsversammlung über den Zeitpunkt der Schließungen informiert worden. Ebenso seien die betroffenen Kommunen, Kostenträger und Zuweiser in Kenntnis gesetzt.
Beck betont: „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über ein großes Engagement und sind hoch qualifiziert in dem, was sie tun. Deshalb sind wir froh, allen 51 am 1. Oktober noch in den Kliniken beschäftigten Mitarbeitenden unter Wahrung sämtlicher arbeitsrechtlicher Besitzstände ein individuelles Arbeitsplatzangebot machen zu können. Wir hoffen, dass wir damit alle Mitarbeitenden aus den beiden Einrichtungen in Hermersbergerhof und Landau in der Heimstiftung halten können.“
„Ob und wie die Immobilien zukünftig weiter von uns genutzt werden, ist Gegenstand der nun kommenden Überlegungen.“, schließt Beck.
Ansprechpartnerin für die Presse: Frau Christina Lammers - presse@evh-pfalz.de - 06232 600621